Guter Unternehmensführung verbunden zu bleiben, ohne weiter im operativen Hamsterrad gefangen zu sein, das war für Dr. Gunter Tautorus die Motivation, sich als Aufsichtsrat bzw. Beirat zu engagieren. Der Verkauf des von ihm über einen Zeitraum mehr als 25 Jahren geführten Familienunternehmens schaffte ihm die Freiräume für eine persönlich unabhängige Position. Tautorus fühlt sich entsprechend seiner beruflichen Stationen vornehmlich dem produzierenden Mittelstand verbunden. Aktuell ist er neben zwei Aufsichtsratsmandaten Beirat bei einem Spezialmaschinenbauer – eine aus einem Private Equity-Investment zustande gekommene Aufgabe. „Der Fonds suchte für deren Beteiligungsunternehmen auch Branchensachverstand und kam auf mich zu. Da musste ich nicht lange überlegen“, sagt Tautorus. Für die Management Alliance GmbH ist Tautorus übrigens ein ganz besonderer Kunde, nämlich der erste Kursteilnehmer des 2017 von Gabriele Bornemann gegründeten Unternehmens.
Was war Ihr Antrieb, sich als qualifizierter Aufsichtsrat zertifizieren zu lassen?
Bei der Umstrukturierung des eigenen Familienunternehmens konnte ich das Zusammenwirken eines Vorstands mit seinem Aufsichtsrat live miterleben und kam zu dem Schluss: Das muss doch besser gehen. Dabei bin ich auf die anspruchsvollen Angebote von Management Alliance aufmerksam geworden, wo ich den Kurs „Qualifizierter Aufsichtsrat“ und inzwischen die Rezertifizierung bei der Deutschen Börse AG abgeschlossen habe. Da ich mein ganzes Berufsleben über in eher konservativ geführten mittelständischen Unternehmen tätig war, fehlte mir die Erfahrung in anderen Unternehmensstrukturen. Der Kurs hat mir geholfen, bessere Einblicke in die Abläufe und Rituale zwischen Vorstand und Aufsichtsrat zu erhalten.
Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die größten Herausforderungen in der Aufsichtsrats-Arbeit?
Für die Unternehmen, für die ich arbeite, ist die Energiekrise aktuell ein großes Problem. Leider werden sie doppelt getroffen, denn die Energiepreisexplosion in Europa bringt deutsche Unternehmen in nachteilige Positionen gegenüber amerikanischen oder asiatischen Mitbewerbern. Der Fachkräftemangel und der demographische Wandel werden ein Dauerthema bleiben, ebenso wie Digitalisierung und Cybersicherheit. Im Mittelstand kommt oft noch die Nachfolgeregelung hinzu, eine Frage, in die ich mich mit meinen persönlichen Erfahrungen bestens einbringen kann.
Was sind für Sie die wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Aufsichtsrats-Arbeit?
Meine Erfahrung zeigt, dass es für die erfolgreiche Arbeit eines Aufsichtsrates ein gutes Zusammenwirken braucht, und das wird in der Anfangsphase aufgebaut. In den zwei Aufsichtsräten, in denen ich mich aktuell engagiere, haben wir uns ein solch stabiles Fundament erarbeitet und können nun reibungslos und vertrauensvoll miteinander arbeiten. Ein Garant für solide Aufsichtsratsarbeit sind aber auch ein guter Kompetenzmix, ehrliches Interesse am Geschäftsmodell und Verständnis für die Herausforderungen eines Vorstandes.
Ich bin selbst jahrzehntelang Geschäftsführer mit internationalen Tochtergesellschaften gewesen und hätte mir manchmal gewünscht, dass ein Aufsichtsrat auch Ratgeber ist.
Die Basis für eine gute Führung ist, dass ich mich selbst gut führen kann. Eine Hauptaufgabe als Aufsichtsrät*in ist es ja schließlich, Personalentscheidungen mitzutragen, allen voran zur Besetzung des Vorstandes. Dazu gehört jede Menge Kritik- und Reflexionsfähigkeit. Wenn man entscheidet, kann man irren. Wenn man sich vertut, muss man korrigieren können. Übrigens sehe ich eine große Chance in der gesetzlichen Vorgabe, dass ein Aufsichtsrat als Gremium entscheidet und handelt. Nutzen Sie dies für einen kritischen Diskurs im Sinne des Unternehmens!
Wie lautet Ihr persönlicher Tipp für erfolgreiches Netzwerken in der Aufsichtsrats-Community?
Renommee bedeutet, dass man wiederberufen wird. Und das erste Mandat ist das schwierigste. Nach dieser Hürde gilt es, mit Ihrer Arbeit zu überzeugen und sich bekannt zu machen.
Für Netzwerkarbeit hatte ich leider in meiner unternehmerischen Tätigkeit keine Zeit, habe weder Golf noch Tennis gespielt und war auch nicht bei den Rotariern. Daher empfehle ich Ihnen: Bauen Sie Ihr Netzwerk rechtzeitig, aus einer aktiven beruflichen Rolle heraus auf!
Das musste ich später mühevoll nachholen, bin auf Fachverbände wie den Arbeitskreis deutscher Aufsichtsrat e.V. (AdAR) bzw. Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD) zugegangen und auf Branchenkenner wie den österreichischen Aufsichtsratsexperten Dr. Josef Fritz. Social Media ist nicht so mein Ding, ich halte persönliche Begegnungen immer noch für entscheidend.
Was wünschen Sie sich für Ihr Aufsichtsrats-Jahr 2023?
Ich wünsche uns allen eine deutlich erkennbare Bereitschaft, sich zu qualifizieren und das kontinuierlich. Das ist auch das Hervorragende an Management Alliance, wo ein eigenes Netzwerk aus Gleichgesinnten entstanden ist, nämlich denjenigen, die Wert auf ihre Weiterentwicklung als Aufsichtsrät*in legen.
Mir persönlich wünsche ich ein weiteres Mandat. Ich habe so viel wertvolles Know-how aufgebaut, das möchte ich einbringen.