Das Kieler Wirtschaftsinstitut IfW geht in seiner September-Prognose von einer deutlichen Eindämpfung der Weltwirtschaft in diesem und nächsten Jahr aus. Die deutsche Wirtschaft leidet unter der Energiekrise und hoher Inflation, was sich in der Reduzierung der Wachstumsprognose des BIP in der jüngsten IfW-Prognose widerspiegelte.
Die anstehende Planungsrunde in den Vorstands- und Aufsichtsratsgremien steht somit vor großen Herausforderungen. Wir fassen für Sie die aktuellen Prognosen zusammen und wollen Impulse für die anstehende Planungsrunde setzen.
Wirtschaftsprognosen: Von Rezession bis Stagnation – alles möglich; aber eben kein Wachstum
Anhaltende Lieferengpässe und hohe Inflation führten dazu, dass die Expansion der Weltwirtschaft im Frühjahr zum Stillstand kam. Die Notenbanken reagieren auf die Inflation mit einer notwendigen Straffung der bisherigen Geldpolitik. Die Inflation zeigt sich jedoch hartnäckiger als anfangs gedacht, dies vor allem in Deutschland.
China, das lange Zeit als Motor der Weltwirtschaft galt, leidet auf wirtschaftlicher Ebene unverändert unter der bestehenden Null-Covid-Politik. Zusätzlich belasten China Probleme im Immobiliensektor. Im Ergebnis verliert China an Zugkraft für die Entwicklung der Weltwirtschaft.
Das IfW hat im September seine Prognose vom Juni nochmals abgesenkt und rechnet nunmehr mit einem Anstieg der globalen Produktion um nur noch 2,9 Prozent in diesem und 2,2 Prozent im nächsten Jahr (berechnet auf der Basis von Kaufkraftparitäten). Die nächste Prognose des IfW erwarten wir am 15. Dezember 2022. Es bleibt abzuwarten, ob die Septemberprognose nochmals reduziert wird.
Der IWF-Ökonom Pierre-Olivier Gourinchas sagte noch im Oktober: „Das Schlimmste kommt erst noch und für viele Menschen wird sich 2023 auch wie eine Rezession anfühlen.“
Damit steht fest: Management und Aufsichtsrat sind in Zeiten der Unsicherheit besonders gefragt.
Impulse für die kommenden Planungsrunden
Unsicherheit ist das New Normal. Das trifft auch auf die kommenden Planungsrunden zu.
Die Herausforderungen sind in Abhängigkeit der Geschäftsmodelle unterschiedlich und bedürfen immer einer individuellen Würdigung der Sachverhalte.
Die aktuelle Situation zeigt die Komplexität und damit notwendige Vernetzung der Themenstellungen auf. Wir möchten dazu folgende Impulse geben:
- Prämissensetzung ja, aber nicht ohne Einbindung des Risikomanagements. Das Risikomanagement kann wichtige Impulse für die Analyse und Bewertung der konjunkturellen Prämissen beisteuern.
- Risikomanagement bei der Überwachung kritischer Meilensteine einbinden. Das macht vor allem dann Sinn, wenn Maßnahmenpakete an bestimmte Triggerpoints gebunden werden sollen. Das Risikomanagement bietet dafür ein strukturelles System.
- Finanzierungen absichern.
Unabhängig von der vorliegenden Ertrags- und Cashflowplanung, Cash ist – in Zeiten der Krise – King. Hinterfragen Sie die bestehenden Finanzierungsstrukturen und berücksichtigen Sie dabei auch die Veränderung der Kapitalströme aus den ESG-Regularien. - Den langfristigen Blick nach vorne nicht vergessen.
Trotz Krise, Chancen nutzen und strategische Projekte nicht aus dem Blickfeld verlieren.
Studien der Vergangenheit haben bereits belegt: Lediglich 10-20% der verfügbaren Zeit des operativen Managements steht für Themen außerhalb des Tagesgeschäftes zur Verfügung. Darum sind in Zeiten der Unsicherheit gerade die Aufsichtsräte gefragt, mit unabhängigen Blick die Themen zu hinterfragen.